Die Geschichte einer besonderen Kampfkunst die vor über 300 Jahren ihren Anfang nahm
Gründerin und erste Frau des Wing Chun
Die erste und wichtigste Frau unserer Ursprungsgeschichte ist Ng Mui, die Gründerin des Kampfkunststiles „Wing Chun“. Ng Mui war eine buddhistische Nonne und Kung Fu-Meisterin und lebte zu Regierungszeiten des Yung-Cheng (1723–1736) in der Ching-Dynastie im Shaolin-Kloster. Sie war nicht nur die einzige Frau, die unter den Mönchen im Kloster lebte; nach den Überlieferungen war sie auch die älteste unter den namhaften fünf Ältesten des Klosters und stets bereit, für Gerechtigkeit einzutreten.
Nach einem Überfall durch die Manchu-Regierung, bei dem das Kloster vernichtet wurde, zog Ng Mui ins Landesinnere und ließ sich im weißen Kranich-Tempel (am Tai Leung Berg) zwischen den Provinzen Szechwan und Yunnan nieder. Dort beschäftigte sie sich weiter mit Kung Fu und ging der Zen-Lehre nach, um ihre Ruhe zu finden und zu vergessen, was sie gezwungen hatte, zu flüchten und sich zu verstecken. Dennoch kreisten ihre Gedanken immer wieder um die schrecklichen Erlebnisse vom Ende ihres Shaolin-Klosters. Was konnte man unternehmen, damit sich so etwas Furchtbares nicht wiederholt? Wie konnte man junge, kräftige Krieger, die zusätzlich den Kung Fu-Stil des Shaolin-Klosters beherrschten, besiegen? Der Wunsch, einen neuen unschlagbaren Kampfkunststil zu entwickeln, der schwächeren Personen die Möglichkeit gibt, andere Kung Fu-Stile zu brechen und zu besiegen, wurde in ihr immer stärker.
Während dieser Zeit wurde sie Augenzeuge eines Kampfes zwischen zwei unterschiedlich starken Tieren. Es war ein Kampf zwischen Fuchs und Kranich. Der Fuchs versuchte den Kranich frontal zu attackieren, dieser wehrte alle Angriffe mit seiner Flügelschwinge ab, leitete sie um und konterte direkt aus seiner Zentrallinie heraus mit seinem keilförmigen, spitzen Schnabel. Der Fuchs wiederum versuchte, den Angriffen aus dem Weg zu gehen, in dem er mit schnellen, leichten Schritten auswich, um an die ungeschützte Seite des Kranichs zu gelangen. Dieser aber beobachtete sehr genau und passte sich sofort der Bewegungsänderung des Fuchses an. Bei jeder kleinsten Bewegung des Fuchses drehte der Kranich seine Brustmitte und gefährliche Schnabelspitze in Richtung des Angriffs. Ng Mui war beeindruckt von den natürlichen Reaktionen und Bewegungen beider Tiere, kombinierte ihre langjährige Erfahrung im Shaolin-Kung Fu mit diesem Erlebnis und entwickelte ein völlig neues Konzept.
Durch die Leichtigkeit der Tierbewegungen wurde ihr bewusst, wie schwerfällig, unpraktisch und „tot“ die festgelegten Bewegungsabläufe im Shaolin-Kung Fu waren. Dazu kam, dass sie schwer erlernbar waren und der Kraftaspekt eine sehr große Rolle spielte. Ihr neues System baute auf Schnelligkeit, Weichheit, Leichtigkeit und Flexibilität auf. Sie übernahm das Agieren aus der zentralen Mitte als Angriffsbasis und die federnden, umleitenden Bewegungen für ihre Abwehrtechniken, die der Kranich sie gelehrt hatte, und die flexible, schnelle Schrittarbeit, die sie beim Fuchs beobachten konnte.
Ihre neu erschaffene Kampfkunst machte von außen gesehen nicht viel her, war unspektakulär und hatte zu diesem Zeitpunkt auch keinen besonderen eigenen Namen. In seiner Einfachheit und Bescheidenheit, den Gegner nicht mit Kraft, sondern mit List und Schläue zu besiegen, hatte es allerdings große Effektivität. Es konnte schnell erlernt werden und gab physisch schwächeren Menschen ein Werkzeug an die Hand, um sich erfolgreich verteidigen zu können. Durch den richtigen Gebrauch von Anspannung und Entspannung der unterschiedlichsten Muskel- und Körperpartien entwickelte Ng Mui ihre berühmten Kettenfauststöße, schnelle und harte Schläge, die ansatzlos aus der eigenen Körpermitte gezielt explodieren, bekannt auch als „Die Faust der Nonne“.
(Leseauszug aus dem Buch: Des Meisters Schülerin)
Namensgeberin und zweite Frau des Wing Chun
Yim Wing Chun war die erste Schülerin, die von Ng Mui in ihrem neuen System unterrichtet wurde. Geboren wurde sie in der Kwantung-Provinz und war die Tochter von Yim Lee, einem Schüler im Shaolin-Kloster. Yim Lee kümmerte sich alleine um seine Tochter, da seine Frau, die Mutter von Yim Wing Chun, bereits verstorben war.
Mit seinen erlernten Kampftechniken sorgte Yim Lee in seiner Wohngegend für Gerechtigkeit, was ihn immer wieder in Schwierigkeiten brachte. Um sich und seine kleine Tochter zu schützen, floh er mit ihr an die Grenze der Provinzen Szechwan und Yunnan genau in die Gegend, wo sich zu der Zeit auch Ng Mui befand. Als Tarnung und zum Verdienen seines Lebensunterhaltes verkaufte er an einem Stand Lebensmittel und Kräuter. Yim Wing Chun wuchs zu einem bildhübschen, aufgeweckten Mädchen heran. Sie war mit ihrem freundlichen Wesen und ihrer Schönheit in der ganzen Umgebung bekannt und sehr beliebt, was leider auch dem ortsbekannten Schläger namens Wong zu Ohren kam. Dieser wollte Yim Wing Chun unbedingt zur Frau nehmen. Wong setzte mit Androhung von Gewalt Yim Wing Chun und ihren Vater unter Druck, wenn diese seinen Heiratsantrag ablehnen sollte.
Ng Mui, die in den vielen Jahren Stammkundin am Stand des Vaters war, bemerkte das Leid, das Vater und Tochter mit sich trugen. Ihr Leben lang hat sie für Gerechtigkeit gekämpft. Ihr Alter, die Enttarnung ihrer Identität und der moralische Aspekt ließen für sie den eigenen Kampf nicht zu. So nahm sie Yim Wing Chun traditionell als ihre Schülerin auf und lehrte sie innerhalb weniger Jahre, ihre neue Methode der weichen, anpassungsfähigen Kampfkunst zu beherrschen.
Nach der Ausbildung im weißen Kranich-Tempel bei ihrer Kampfkunstmeisterin Ng Mui ging Yim Wing Chun zurück in ihr Dorf, um das Erlernte im Kampf gegen den Schläger Wong umzusetzen und ihr Problem eigenständig zu lösen.
Wong verlor den Kampf und ließ ab diesem Zeitpunkt Yim Wing Chun in Frieden leben. Diese heiratete kurz danach Leung Bok Chau. Auch er war im Kung Fu nicht ganz unerfahren, hörte seiner Frau allerdings nicht wirklich zu, als sie versuchte, in Gesprächen über ihr erlerntes neues System zu berichten. Erst als sie ihm praktisch demonstrierte, wie effektiv ihre Methode gegenüber den üblichen Kung Fu-Stilen ist und sie jeden Zweikampf gegen ihn gewann, erkannte er, was für eine große Meisterin er geheiratet hatte und nannte ihr zu Ehren das neue Kung Fu-System: „Wing Chun Kuen“, was in der Übersetzung „Wing Chuns Faust“ bedeutet.
Gemäß den Worten ihrer Meisterin Ng Mui, einen würdigen Nachfolger zu finden und nur aufrichtige und ehrliche Schüler in der Lehre des Wing Chun zu unterrichten, gab Yim Wing Chun ihr Wissen an ihren Mann Leung Bok Chau weiter.
(Leseauszug aus dem Buch: Des Meisters Schülerin)
Entstehung des TA WingTsun
Über mehrere Generationen wurde dieses Kampfkunst-System durch sehr angesehene Meister weitergegeben. Der letzte Großmeister Yip Man brachte das System schließlich von Fatshan nach Hong Kong. Von dort aus verbreitete sich WingTsun auf der ganzen Welt und natürlich auch hier in Europa.
Sifu Turan Ataseven gehörte zu der ersten WingTsun Generation in Europa. Er erlernte diese Kampfkunst von seinem SiGung, der ein direkter Schüler von Großmeister Yip Man war. Im Jahre 2005 gründete er seinen eigenen TA WingTsun Verband. Um die überlieferten guten Werte zu erhalten, steht das „T“ für traditionell und um die Originalität zu verdeutlichen, steht das „A“ für authentisch.
TA WingTsun ist ein logisch durchdachtes Selbstverteidigungssystem,bei dem nichts dem Zufall überlassen wird. Da kein Selbstverteidigungsfall im Voraus berechnet werden kann, wird während des Übens Stück für Stück an realistische Situationen herangeführt. Dabei wird individuell in Theorie, Technik und Praxis unterrichtet. Uns ist sehr wichtig das jeder Schüler und jede Schülerin ihre Geschwindigkeit und die Intensivität des Trainings selber für sich herausfinden kann und bestimmt.